Dienstag, 6. Dezember 2011

Mit Hunden zusammen leben

Ich lese gerade "So kam der Mensch auf den Hund" von Konrad Lorenz. Es war eine eigenartige doch wahrscheinlich lebenswerte und lebensfrohe Welt in der er da lebte - vor allenm wie er mit den Hunden zusammenlebte. Ich bin jetzt mit dem Buch fast durch und so sehe ich seine Beziehung zu seinen Hunden:

Er war offensichtlich ein Mensch mit Einfühlungsvermögen und Sensibilität. Meinem Verständnis nach, konnte er Hunde und auch andere Tiere sehr gut lesen - er verstand sie und schafft es auch in seinem Buch die Dinge so gut auf unser menschliches Verhalten umzulegen und zu erklären, dass es rührend ist! Trotzdem distanziert er sich vom "Vermenschlichen" der Tiere, wobei er jedoch eine äußerst feine Linie zieht. Er gesteht den Tieren sehr wohl Gefühle zu, wie Hass, Liebe, Freundschaft, ja sogar Scham und Stolz. Sie versuchen in seinen Erzählungen auch gelegentlich ihr "Gesicht zu wahren" oder es ist ihnen peinlich sich zu blamieren.

Aber es tragen sich in seinen Erzählungen, die aus seinem Alltag stammen, höcht eigenartige Dinge zu, zumindest für unsere heutigen Verhältnisse:
Er erzählt, wie er es schätzt, dass seine Hunde sofort verstehen, wenn er jemanden nicht mag und ihn dann sofort mit vollem Einsatz verteidigen - das wurde offenbar gesellschaftlich vollkommen toleriert! Er beobachtet interessiert und ohne die heutigen Sorgen das soziale Verhalten seines Hundes, selbst wenn dieser Lorenzs Beschreibung nach auf seinen "Erzfeind" trifft. Er schaut seelenruhig und im vollem Vertrauen auf die sozialen Hemmungen der Hunde zu, wie sich diese feindselig umkreisen und dabei sämtliche mimische und vokalische Zeichen einsetzen um einander so einiges an Unfreundlichem zu "sagen". 

Er lässt seine Katzen regelmäßig auch 2 Mal im Jahr Kätzchen zur Welt bringen und geht mit 2 läufigen Hunden (unangeleint natürlich) zur Donau spazieren, mit 19 geilen Rüden (wahrscheinlich sämtliche Dorfhunde) im Schlepptau. Da kümmert er sich jedoch nicht weiter darum, denn er "weiß" - eine seiner Hündinen ist dem Familienrüden absolut treu und die andere ist eine Dackendame und "zu klein" um einen passenden Partner zu finden!... !?

So geht es in einer Tour und man kann sich nur über die wunderliche Welt wundern, wie sie damals normal war - und man wird ganz neidisch - weil man sich diese unbeschwerde unvoreingenommene Welt auch wünscht - wo Hunde Hunde sein dürfen - wo man sie so hinnimmt wie sie sind - (dazu muss man jedoch sagen, dass Lorenz mehr als ein Mal davon sprach, dass er seine Hunde gelegentlich verprügelte - seine Worte!). Und trotzdem - Hunde wurden dafür geschätzt "mannstreu", mutig, gelassen und ausgeglichen, jedoch aufmerksam, individualistisch jedoch trotzdem gehorsam zu sein, zwar nicht "dressiert", doch sie sollten vertrauensvoll das tun, was man von ihnen erwartet.

Lorenz sagte seiner Bulldoge einmal mit Nachdruck, sie solle das neu nach Hause gebrachte Katzenbaby in Ruhe lassen - und auf dieses Wort und den Gehorsam seines Hundes vertraute Lorenz - so sehr dass er die beiden Tiere noch am selben Tag unbeaufsichtigt im Zimmer ließ - und tatsächlich - die Bulldoge riss sich zusammen, zitterte und winselte, doch sie ließ das Katzenkind in Ruhe!

Man hat beim Lesen des Buches das Gefühl, er weiß was er den unterschiedlichen hündischen Individuen abverlangen kann und dass er viel, jedoch nie zu viel von ihnen erwartet. - Und er wird üblicherweise nicht enttäuscht!

Ein gesunder, "normaldenkender" Hund wird einem Kind niemals etwas tun, schreibt er. Er schreibt, wie er das öfteren seine 3 Schäferhunde mit seinen (kleinen) Kindern unbeaufsichtigt spielen lässt, und bereut es nicht oder stellt das keine Sekunde lang in Frage - seine Hunde würden seinen Kindern nie im Leben etwas tun, vorher würden sie sich selbst opfern - davon war er überzeugt. Das klingt für unsere Verhältnisse, wo man doch tagtäglich daran erinnert wird NIEMALS Kinder und Hunde unbeaufsichtigt miteinander spielen zu lassen, sehr extrem. Doch Konrad Lorenz war und ist nicht irgendwer, er ist ein Tierexperte - ich bin sehr geneigt ihm zu glauben! (Man muss auch differenzieren, als seine noch jungen Kinder eines Tages eine fremden Hund mit nach hause brachten, der ihnen gefolgt war, machte sich Lorenz sorgen, weil der Hund für ihn "geistesgestört aussah"!)

Ich bin froh diese andere, sehr unterschiedliche Sichtweise durch dieses Buch zu erfahren und bin inspiriert dies vielleicht öfter durch "unkoventionelle" Bücher und andere Quellen zu tun... mal sehen.




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